Die heutige Bark „Alexander von Humboldt“ wurde 1906 auf der Bremer Werft AG „Weser“ zunächst als Feuerschiff unter dem Namen „Reserve. Sonderburg“ gebaut. Der Name bezog sich auf ihre Funktion als Reservefeuerschiff, welches in Sonderburg auf der Insel Alsen, die damals noch zum Deutschen Kaiserreich gehörte, beheimatet war. Mit Laternenmast und Leuchtfeuer ausgerüstet diente das Schiff an wechselnden Positionen als schwimmendes Seezeichen für die Schifffahrt.
Nach wechselnden Einsätzen in der Nord- und Ostsee bekam das Schiff einen festen Platz vor der Einfahrt zur Kieler Bucht und dem Nordostseekanal. Unter dem Namen „Kiel“ ging sie dort für zwei Jahrzehnte vor Anker. Nachdem im Jahr 1967 der feste Leuchtturm Kiel errichtet worden war, setzte sie ihr unstetes Leben als Reservefeuerschiff fort, bis sie im Oktober 1983 ihren zweiten Stammplatz in der Deutschen Bucht bekam.
In den 80er Jahren ging die Zeit der bemannten Feuerschiffe zu Ende. Die Position „Weser“ war die letzte Station als Feuerschiff, bevor das Schiff außer Dienst gestellt wurde. Mit der Außerdienststellung als Feuerschiff begann ihre zweite große Karriere als Sail Trainig Schiff „Alexander von Humboldt“.
Auf Initiative von Kapitän Manfred Hövener und mit Hilfe vieler Freiwilliger wurde das Feuerschiff von 1986 - 1988 zum Sail Training Schiff „Alexander von Humboldt“ umgebaut. Der Rumpf erhielt erstmals seine typische grüne Farbe, die traditionelle Farbe der berühmten Bremerhavener Rickmers-Segler, die später, zusammen mit den grünen Segeln, das Markenzeichen der Bark wurden. Bei Hinsch & Ruhland in Glückstadt, einer der wenigen Segelmachereien, die noch auf die Ausrüstung großer Rahsegler spezialisiert waren, wurde der erste grüne Segelsatz mit einer Gesamtgröße von 1036 Quadratmetern genäht.
Bewährte Fahrensleute, die sog. „Salzbuckel“, die einst noch auf den großen Frachtseglern „Pamir“ und „Passat“ zur See gefahren sind, haben das Schiff gemeinsam mit jungen Nachwuchsseglern eingesegelt, und im Laufe der folgenden Jahre ihr Wissen und ihre Erfahrungen an die nachkommenden Generationen weitergegeben.
Seit ihrer Taufe als „Alexander von Humboldt“ hat das Schiff über 500 000 Seemeilen zurück gelegt, ist 12 mal über den Atlantik gesegelt, hat zweimal das berühmt-berüchtigte Kap Hoorn umrundet und unzähligen jungen Leuten die Möglichkeit gegeben, traditionelle Seemannschaft zu erlernen, fremde Länder und Häfen, und dabei die unterschiedlichsten Menschen kennenzulernen. Auch Neptun, der Herrscher über alle Meere, war einige Male mit seiner Gefolgschaft an Bord, um alle „Staubgeborenen“ vom Schmutz zu reinigen und nach äquatorialem Ritus zu taufen.
Wir haben keine Kosten und Mühen gescheut, aus der alten „Alex“ ein komfortables Hotel- und Gastronomieschiff zu bauen, das trotz der modernen Ausstattung nichts von seinem herkömmlichen Charme verloren hat.
Auf dem Gelände der Bremerhavener BVT Brenn- und Verformtechnik Bremen GmbH wurde das Schiff komplett entkernt und von sämtlichen alten Leitungen und Rohren befreit. Aus den großen 8er-Kammern, den sog. „Pumakäfigen“, die ihren Namen nicht zu Unrecht getragen haben, sind komfortable Vierbettkabinen mit eigenem Bad, TV und Internetanschluss geworden. Die Messen und der Betriebsgang erstrahlen in frischem Weiß. Die „Blaue Lagune“, das Reich des Kapitäns und gleichzeitig das Herzstück der „Alex“, das seit jeher für offizielle Anlässe genutzt wurde, konnte komplett im ursprünglichen Stil erhalten bleiben.
Seit Mai 2015 steht die „Alexander von Humboldt“ der Öffentlichkeit für Übernachtungen und Veranstaltungen zur Verfügung.